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vollziehen. In einer als Jubelveranstaltung aufgezogenen Generalversammlung des TV Stetten am 17. Juni 1933 unterwarfen sich die Mitglieder einstimmig den neuen Machthabern. Nur noch der Vorstand wurde von den Mitgliedern gewählt, die übrigen Ausschussmitglieder wurden von diesem bestimmt. Ab 1940 wurde auch der Vorsitzende von der Partei ernannt. Der Verein war nicht mehr frei in seinen Entscheidungen. Nicht mehr die Mitglieder konnten einen Turnhallenbau demokratisch beschließen, sondern die Partei musste die Genehmigung erteilen. Und diese blieb offensichtlich versagt.
Das Vereinsleben musste hinter den häufigen Veranstaltungen der Parteigliederungen zurücktreten. Der Turnverein war nur noch Befehlsempfänger. Für Sportwettkämpfe der Hitlerjugend hatte er Geräte und Kampfrichter zu stellen. Der Musikverein wurde zur Siegerehrung einbestellt. Schwimmertage wurden reichsweit angeordnet und waren vom TV Stetten zu organisieren. Im Krieg kamen Sammlungen für das Winterhilfswerk dazu.
Die Turnhalle der Anstalt stand ab Kriegsbeginn nicht mehr zur Verfügung. Zunächst diente sie als Lagerhalle. Ab 1941 beanspruchte eine Unteroffiziersschule das gesamte Anstaltsgelände. Lediglich in der Glockenkelter wurden dem Verein montags zwei Stunden zugestanden. In der übrigen Zeit war sie Parteigruppierungen vorbehalten. Vor dem Einmarsch der Amerikaner verbrannte Schriftführer Karl Schenk alle ihm verfügbaren schriftlichen Unterlagen aus der Zeit von 1933 –1945, die ein Hakenkreuz enthielten, im Backhäusle. Deshalb ist die Geschichte des Turnvereins im Dritten Reich leider nur sehr lückenhaft dokumentiert.
Schwierige Nachkriegsjahre
Der Wiederbeginn nach Kriegsende gestaltete sich schwierig. Die materiellen Bedürfnisse forderten die Menschen weitgehend. Zudem betrachteten die Alliierten alle Versammlungen mit äußerstem Misstrauen. Erst 1946 genehmigten sie einen Verein pro Gemeinde. Deshalb schlossen sich der Turnverein und der Gesangverein Frohsinn zum „Turn- und Gesangverein Stetten“ zusammen. Auch die Akkordeon-Spieler fanden sich unter dem gemeinsamen Dach ein. 1946 konnte eine Weihnachtsfeier abgehalten werden. Dabei waren strenge Auflagen zu beachten. So musste das Programm und ein Textbuch des Theaterstücks der Militärregierung vorgelegt werden.
Der Sportplatzbau auf dem vereinseigenen Gelände wurde energisch in Angriff genommen. Vorstand Karl Ruppmann gelang es in dieser schwierigen Zeit sogar, einen Bagger zu organisieren. Nach der Währungsreform 1948 enthielt die Vereinskasse noch 26 DM. Doch mit einem Zuschuss aus Toto-Mitteln in Höhe von 1 500 DM konnte der Sportplatz fertiggestellt und 1949 mit einer zweitägigen Feier eingeweiht werden. Er verlief in seiner Längsrichtung parallel zur Straße „Am Sportplatz“.
Die erste Turnhalle
Bei der Generalversammlung im Februar 1951 wurde auch ein Turnhallenbau angeschnitten. „Da der Verein aber keinerlei eigene Mittel besitzt, war die Aussprache bald beendet“, heißt es im Protokollbuch. Genau ein Jahr später ist im selben Buch zu lesen: „Der Erdaushub ist beinahe fertig. Kommende Woche wird betoniert.“ Auslöser für diese Wende war kein Toto-Gewinn, sondern die Turnhalle der Anstalt.
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